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Das Multiple Myelom

 

Diese Seite richtet sich an alle, die sich über das Multiple Myelom informieren möchten, insbesondere an Patienten und ihre Angehörigen. Wir möchten Ihnen hier einige Kerninformationen zu dem Krankheitsbild liefern und Sie auf diese Weise bei der Bewältigung der enormen Informationsfülle und deren Verständnis unterstützen. 

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Ihr Ansprechpartner:
OA Dr. Christian Michel

Ein allgemeiner Überblick

Das Multiple Myelom ist die zweit häufigste bösartige Erkrankung des blutbildenden Systems: es erkranken etwa 5 von 100.000 Menschen pro Jahr, d. h. es treten in Deutschland ca. 3.600 Myelom-Neuerkrankungen pro Jahr auf. Das mittlere Alter bei Erstdiagnose beträgt 72 Jahre. Die Erkrankung beruht auf der unkontrollierten Vermehrung von Plasmazellen. Diese Zellart des Knochenmarks ist normalerweise für die Produktion von spezialisierten Abwehr-Eiweißen, sogenannten Antikörpern, zuständig und hierdurch ein wichtiger Bestandteil des Immunsystems. 

Jede einzelne Plasmazelle produziert Antikörper (Immunglobuline) mit einer bestimmten Erkennungssequenz. Sofern im Ausreifungsprozess einer Plasmazelle Fehler passieren, kann sich diese der normalen Wachstumskontrolle entziehen, eine unkontrollierte Vermehrung dieser (klonalen) Plasmazelle beginnt, und man spricht dann von einer Myelomzelle. Die bösartigen Myelomzellen sind, wie auch normale Plasmazellen, im Knochenmark lokalisiert und vermehren sich dort. 

Myelom-Sprechstunde 

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Termine: M3-Hotline 
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Weitere Informationen

Sehr häufig sind Schmerzen im Skelettsystem, hier insbesondere Rückenschmerzen bei Befall der Wirbelkörper, v.a. bei reduzierter Stabilität mit Einbrüchen von Grund- oder Deckplatten. Sehr häufig tritt auch eine Blutarmut (Anämie) auf, die sich als Müdigkeit, zunehmende Leistungsminderung, Luftnot oder auch Herzklopfen bemerkbar macht. Durch eine Verstopfung der Nierenkanälchen mit Immunglobulin-Leichtketten kommt es bei vielen Patienten zu einer Einschränkung der Nierenfunktion, im Einzelfall bis hin zur Notwendigkeit einer Dialysebehandlung. Durch die Verminderung der normalen, schützenden Antikörper-Bildung resultiert eine Infektanfälligkeit. Neben diesen häufigen Problemen existieren ferner noch diverse andere, insgesamt aber seltene Krankheitssymptome, die im Einzelfall aber auch sehr gefährliche Folgen haben können (z.B. eine starke Erhöhung des Calcium-Wertes im Blut durch Freisetzung aus dem Knochen). 

Alle Myelomerkrankungen gehen prinzipiell aus einer noch nicht behandlungsbedürftigen Vorstufe, der sogenannten Monoklonalen Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS) hervor. Bei der MGUS handelt es sich um eine Laborauffälligkeit, die zwar bereits die Vermehrung eines Plasmazellklons anzeigt, die aber (noch) zu keinen Krankheitsfolgen geführt hat. Bei Diagnose einer MGUS soll keine Therapie begonnen werden, sondern es werden regelmäßige Kontrolluntersuchungen (Blut / Urin, ggf. Skelett-CT) veranlasst, um ein Voranschreiten der MGUS in eine behandlungsbedürftige Myelomerkrankung (Häufigkeit des Übergangs: ca. 1% / Jahr) rechtzeitig feststellen zu können. 

Bei den meisten Patienten mit der Erstdiagnose eines Multiplen Myeloms war die MGUS im Vorfeld allerdings nicht bekannt und die Diagnosestellung erfolgt bei Auftreten von Knochenproblemen, Anämie, Nierenversagen o.ä. (siehe oben). Es sind verschiedene Veränderungen des Erbguts (Chromosomen- bzw. Genveränderungen) in den Myelomzellen bekannt, die an der Krankheitsentstehung beteiligt sind und teilweise auch die Aggressivität und Prognose der Erkrankung mit beeinflussen. Es ist weiterhin unklar, ob und wie Umwelteinflüsse als (Mit-) Ursachen eines Multiplen Myeloms beteiligt sind. 

Man teilt das Multiple Myelom ein nach dem Typ der von den Krebszellen produzierten schweren Kette des Antikörpers (meist: IgG oder IgA) und der als Teil des Antikörpers produzierten Leichtkette (jeweils kappa oder lambda). Bei ca. zwanzig Prozent aller Patienten produzieren die Myelomzellen nur noch die Leichtketten, dann spricht man von einem sogenannten Leichtketten-Myelom. 

An erster Stelle stehen zur Diagnosefindung immer ein ausführliches ärztliches Gespräch (Anamnese) und eine körperliche Untersuchung. Da sich die Myelomzellen durch Produktion und Sekretion von Gesamt-Immunglobulinen und / oder Leichtketten auszeichnen, wird in Untersuchungen des Blutes und des Urins nach diesen Produkten der Krebszellen gesucht. Auch die Bewertung der Blutbildung sowie der Nierenfunktion erfolgt im Kontext dieser Diagnostik. Es erfolgt eine Computertomographie (CT)-Untersuchung des gesamten Skelettsystems, um lokalisierte Auflösung von Knochen, sogenannte Osteolysen, bzw. Störungen der Knochenstabilität sowie Knochenbrüche feststellen zu können.

Die Myelomzellen sind am Ort der normalen Blutbildung zu finden, so dass zur Diagnostik auch immer eine Knochenmarkpunktion (am Beckenkamm) erforderlich ist. Da in bestimmten Fällen auch Myelomwachstum außerhalb des Knochenmarks möglich sein kann, wird in ausgewählten Fällen auch eine weitergehende Bildgebung mittels Kernspintomographie (MRT) erforderlich.

Verschiedene Aspekte beeinflussen die Überlebenszeit mit einem Multiplen Myelom.  Dies sind zum einen allgemeine Parameter wie Lebensalter, Allgemeinzustand und Begleiterkrankungen des Patienten.  Zum anderen sind krankheitsspezifische Faktoren relevant, hier v.a. genetische Veränderungen in den Myelomzellen. Bestimmte Erbgutveränderungen haben statistisch eine ungünstigere Prognose, z.B. Deletion 17p oder Translokation t(4;14). 

Auch bestimmte Messwerte aus dem peripheren Blut werden zur Prognoseabschätzung herangezogen und bilden dann den sogenannten ISS-Score und in Kombination mit den genetischen Befunden den r-ISS Score. Derartige Erkenntnisse werden dann zusammenfassend bewertet und die Myelomerkrankung des individuellen Patienten einem bestimmten Risikoprofil  zugeordnet. Man muss sich hierbei immer klarmachen, dass derartige Prognoseeinschätzungen eine statistische Aussage darstellen, also im Einzelfall als Abschätzung der Aggressivität der Myelomerkrankung dienen. Sie können allerdings hilfreich sein in der Wahl der Therapie (s.u.).

Die Therapiemöglichkeiten beim Multiplen Myelom haben sich in den letzten Jahren außergewöhnlich stark verbessert. Es stehen mittlerweile zahlreiche Substanzen aus unterschiedlichen Wirkstoffklassen und in diversen Kombinationen zur Verfügung. Wichtig und breit im klinischen Einsatz sind hierbei neben Chemotherapeutika (v.a. Melphalan) die Proteasomeninhibitoren (Bortezomib, Carfilzomib, Ixazomib), die immunmodulatorischen Wirkstoffe (IMIDs: Lenalidomid, Pomalidomid) sowie monoklonale Antikörper (Elotuzumab, Daratumumab). 

Für fitte Patienten bis zum Alter von 70 Jahren wird in der Regel eine Hochdosischemotherapie mit Transplantation eigener (=autologer) Stammzellen in die Erstlinienbehandlung mit integriert. Beim Multiplen Myelom handelt es sich trotz aller therapeutischer Fortschritte weiterhin um eine in der Regel nicht heilbare Erkrankung. Das Ziel der Therapie ist somit v.a. das Erreichen einer möglichst langen Zeit mit möglichst optimaler Krankheitskontrolle, im Idealfall ohne Nachweis einer aktiven Tumorerkrankung. 

Bei Rückfall der Myelomerkrankung wird dann unter Berücksichtigung zahlreicher Aspekte die für den individuellen Patienten bestmögliche Rezidivtherapie ausgewählt. In den kommenden Jahren sind v.a. auf immuntherapeutischem Gebiet weitere große Fortschritte in der Therapie des Multiplen Myeloms zu erwarten.

Eine Besonderheit stellt die sogenannte Amyloidose dar. Weitere Einzelheiten hierzu finden Sie auf der Webseite des Amyloidosezentrums Mainz.

 

 

Klinische Studien

Klinische Studien im Universitären Centrum für Tumorerkrankungen » hier

Alle Studien im Bereich MM finden Sie dann unter "Studien mit aktueller Rekrutierung" und "Erwachsene - Multiples Myelom".