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Arzneimittel-Therapiesicherheit erhöhen

Universitätsmedizin Mainz investiert im Rahmen des Krankenhauszukunftsgesetzes 700.000 Euro in die robotergestützte Zubereitung von Infusionsarzneimitteln – zwei neue Vollautomaten sind in Betrieb genommen, einer davon erstmalig in Europa

Eins von zwei neuen robotischen Unterstützungssystemen zur Arzneimittelkonfektionierung in der Universitätsmedizin Mainz; Bildquelle: Universitätsmedizin Mainz / Peter Pulkowski

Ein wesentlicher Baustein der klinischen Behandlung ist die Arzneimitteltherapie. In der Apotheke der Universitätsmedizin Mainz wurden jetzt zwei neue Vollautomaten in Betrieb genommen, die eine patientenindividuelle, robotergestützte Zubereitung von Infusionsarzneimitteln erlauben. Konkret handelt es sich um ein Gerät zum automatischen Aufziehen von Spritzen etwa für die Herstellung von Notfallmedikamenten, welches erstmals in Europa installiert wurde, und einen Roboter zur Herstellung von Infusionsarzneimitteln, insbesondere für Intensivpatient:innen. Beide Systeme leisten einen wichtigen Beitrag, um die Arzneimittel-Therapiesicherheit zu erhöhen und die Mitarbeitenden auf den Klinikstationen zu entlasten. Die neuen Robotergeräte wurden im Rahmen des Krankenhauszukunftsgesetzes (KHZG) unter anderem durch das Land Rheinland-Pfalz finanziert.

Univ.-Prof. Dr. Ralf Kiesslich, Vorstandsvorsitzender und Medizinischer Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, betonte bei der Vorstellung der neuen Geräte: „Robotikbasierten Systemen kommt im klinischen Medikationsprozess eine immer größere Bedeutung zu. An der Universitätsmedizin Mainz ist bereits seit mehr als 10 Jahren ein Roboter zur sicheren Zubereitung von Chemotherapie-Lösungen im Einsatz. Mit diesem ersten vollautomatischen Zytostatikaroboter war unsere Apotheke bereits Vorreiter auf diesem Gebiet, heute ist sie es einmal mehr.“ Schließlich werde einer der beiden neuen Roboter erstmalig in Deutschland, der andere gar erstmalig in Europa in den Betrieb einer Klinikapotheke integriert, so Kiesslich. „Die neuen Roboter werden die Mitarbeitenden auf den Stationen entlasten und gleichzeitig die Medikamenten- und damit die Patientensicherheit erhöhen.“

„Mit dem Einsatz dieser hoch modernen Apothekenroboter geht die Universitätsmedizin mit der Zeit und verdeutlicht eindrucksvoll, wie dringend benötigte Innovationen gerade im Gesundheitsbereich das Leben der Menschen konkret verändern. Durch die robotergestützte Zubereitung von Risikoarzneimitteln in patientenindividueller Dosierung oder Standard-konzentrationen in der Krankenhausapotheke ergibt sich für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Arbeitserleichterung und eine Erhöhung der Arbeitssicherheit. Aber auch für die Patientinnen und Patienten ist es ein wertvoller Schritt, da mit der robotergestützten Zubereitung auch eine Erhöhung der Arzneimittel-Therapiesicherheit einhergeht. Wir stärken den Innovationsstandort Rheinland-Pfalz und schaffen für unsere Unternehmen und Hochschulen eine entsprechende Umgebung für gute Forschung“, sagte Clemens Hoch, Minister für Wissenschaft und Gesundheit Rheinland-Pfalz und Vorsitzender des Aufsichtsrates der Universitätsmedizin Mainz.

„Eine patientenindividuelle, sichere und wirtschaftliche Arzneimitteltherapie – Investitionen in Innovation und Digitalisierung schaffen hier einen echten Nutzen für Patient:innen und Klinikpersonal. Die Apotheke der Universitätsmedizin gehört zu den größten und modernsten Krankenhausapotheken in Deutschland, die jetzt zwei neue Vollautomaten in Betrieb genommen hat, einer davon erstmalig in Europa. Ein tolles Zeichen für die Innovationskraft der Universitätsmedizin Mainz!“, so die Staatssekretärin im Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau, Petra Dick-Walther.

 

Das Ziel: Closed Loop Medikationsmanagement

Der Antrag der Universitätsmedizin im Rahmen des KHZG umfasst den gesamten Kreislauf eines digitalen Medikationsmanagements – von der Aufnahme eines Patienten bis zu seiner Entlassung. „Wir nennen dies ein Closed Loop Medikationsmanagement. Unser Ziel ist es, dieses für alle Patient:innen unserer Klinik zu etablieren“, erläuterte die Direktorin der Apotheke, Prof. Dr. Irene Krämer. „Die neuen Apothekenroboter sind ein sehr wichtiger Bestandteil dieses Kreislaufs. So können wir sicherstellen, dass als Teil des gesamten Medikationsprozesses die Vorbereitung von Spritzen und Infusionen elektronisch gesteuert und automatisiert erfolgt.“ Dabei werden alle Herstellungsschritte ständig mit höchster Genauigkeit und schnell in einem Reinraum durchgeführt. Die Versorgung der Patient:innen wird lückenlos dokumentiert, ist jederzeit nachvollziehbar und bis zur Anwendung elektronisch verifizierbar. „Damit gewährleisten wir, dass die richtige Arzneimitteltherapie in der richtigen Dosierung zum richtigen Zeitpunkt für den richtigen Patienten zur Anwendung kommt.“

 

Investitionen von 700.000 Euro

Während die Zubereitung von Chemotherapien und speziellen Ernährungslösungen beispielsweise für frühgeborene Kinder schon seit vielen Jahren roboterassistiert erfolgt, kommen nun weitere Einsatzgebiete hinzu. Konkret handelt es sich bei den beiden neuen Geräten um einen Roboter zum automatischen Aufziehen von Spritzen etwa für die Herstellung von Notfallmedikamenten und einen weiteren zur Herstellung von Infusionsarzneimitteln, insbesondere für Intensivpatient:innen. Beide zusammen sind mit Investitionen in Höhe von rund 700.000 Euro verbunden.

Mit dem Spritzenroboter lassen sich im Durchschnitt 250 Spritzen pro Stunde in Standardkonzentrationen gebrauchsfertig aufziehen. „Wir wollen dies künftig etwa für Heparin- oder Adrenalin-Spritzen nutzen und perspektivisch bis zu 60.000 Spritzen im Jahr befüllen, um diese dann anwendungsfertig an die Stationen ausliefern können“, sagte Irene Krämer. „Das ist nicht nur wirtschaftlicher als vorher, zugleich wird das Pflegepersonal auf Station deutlich entlastet. Denn zuvor mussten die Spritzen auf Station aufgezogen werden.“

Mit dem zweiten Gerät lassen sich Präparate in Standardkonzentrationen für die kontinuierliche Infusion automatisiert zubereiten, etwa Infusionsbeutel für Intensivpatient:innen. So können diese unter aseptischen Bedingungen in Serie ebenfalls bereits in der Apotheke hergestellt werden. Dem ersten Produkt – Insulin 1 Einheit pro Milliliter – werden demnächst Dauerinfusionen zur Schmerztherapie nach großen Operationen folgen. Für letztere liegt der Bedarf bei rund 7.000 Infusionen pro Jahr.

Förderungen im Rahmen des KHZG – ein Überblick

Die für die neuen robotischen Unterstützungssysteme zur Arzneimittelkonfektionierung beantragten und bewilligten Fördermittel basieren auf dem im September 2020 beschlossenem Zukunftsprogramm Krankenhäuser (Krankenhauszukunftsgesetz – KHZG), in dessen Rahmen der Krankenhauszukunftsfonds eingerichtet wurde. Dabei handelt es sich um ein Investitionsprogramm für Krankenhäuser des Bundes und der Länder zwecks Förderung der Digitalisierung der Krankenhäuser. Die mit dem Krankenhauszukunftsfonds bereitgestellten Fördermittel sollen durch die Europäische Aufbau- und Resilienzfazilität (ARF) refinanziert werden. Daher stammen die Mittel für die neuen Geräte in der Apotheke der Universitätsmedizin Mainz zu 70 Prozent von der Europäischen Union und zu 30 Prozent vom Land Rheinland-Pfalz.

Neben den Robotiksystemen gehören weitere Bestandteile zum Antrag der Universitätsmedizin Mainz im Fördertatbestand „Digitales Medikationsmanagement“. Dabei handelt es sich um die Einführung einer Software zur digitalen Verordnung und Dokumentation der Verabreichung von Arzneimitteln sowie die Verbesserung der Arzneimittellogistik mittels elektronisch gesteuerter Verteilsysteme auf Station. Die gesamte Fördersumme beläuft sich auf rund 6,2 Mio. Euro.

Darüber hinaus hat die Universitätsmedizin Mainz im Rahmen des KHZG in vier weiteren Fördertatbeständen Anträge gestellt. Das Digitalisierungsportfolio der Universitätsmedizin Mainz beinhaltet unter anderem Projekte wie die Einführung einer digitalen Pflege- und Behandlungsdokumentation, den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Diagnostik und die Optimierung von Prozessen zur Anforderung von diagnostischen Laborleistungen. Neben den neuen Herstellungssystemen in der Apotheke werden elektronische Schränke, mobile Vitaldatenmonitore und Visitenwagen für Stationen, Hochleistungsscanner in der Pathologie und auch neue Softwaremodule für das digitale Bildmanagementsystem angeschafft.

 

Bildunterschrift: Eins von zwei neuen robotischen Unterstützungssystemen zur Arzneimittelkonfektionierung in der Universitätsmedizin Mainz

Bildquelle: Universitätsmedizin Mainz / Peter Pulkowski

 

Pressekontakt
Dr. Renée Dillinger-Reiter, Stabsstelle Unternehmenskommunikation, Universitätsmedizin Mainz, Telefon 06131 17-7424, E-Mail:  pr@unimedizin-mainz.de