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Menschen mit Demenz im Krankenhaus

LZG präsentierte Ergebnisse eines rheinland-pfälzischen Modellprojekts

Das Modellprojekt „Demenzkompetenz im Krankenhaus“ wurde im Auftrag von Sozialminister Alexander Schweitzer von der Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG) durchgeführt mit dem Ziel, die Versorgungsqualität von Menschen mit Demenz im Krankenhaus zu verbessern sowie die Modalitäten ihrer Aufnahme und Entlassung bedarfsgerecht zu gestalten.

Auf einer Veranstaltung in Mainz im Vorfeld des Welt-Alzheimertages zogen die Beteiligten nun ein erstes Resümee aus dem Modellprojekt und warfen einen Blick auf die deutschlandweiten Erfahrungen mit der Krankenhausversorgung von demenziell erkrankten Menschen. „Viele ältere Menschen, die wegen körperlicher Beschwerden zur Behandlung in ein Krankenhaus kommen, sind auch an Demenz erkrankt. Krankenhäuser stehen damit immer mehr vor der Aufgabe, sich auf die speziellen Voraussetzungen und Bedürfnisse dieser Patientengruppe einzustellen“, erläuterte Dr. Matthias Krell, Geschäftsführer der LZG.

„Mit dem Modellprojekt haben wir wertvolle Erfahrungen gesammelt, wie sich Krankenhäuser besser auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz einstellen können. Für an Demenz erkrankte Menschen und ihre Angehörigen steht in Rheinland-Pfalz mittlerweile ein vielfältiges Unterstützungs- und Informationsangebot bereit. Es ist uns wichtig, dass Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen auch im Krankenhaus gute Bedingungen vorfinden und das Personal im Umgang mit dieser Personengruppe unterstützt und qualifiziert wird“, sagte Bernhard Scholten, Abteilungsleiter im rheinland-pfälzischen Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie (MSAGD). Acht Kliniken, ausgewählt aus 23 Bewerbungen, nahmen an dem Modellprojekt teil. „Die Rückmeldungen aus den teilnehmenden Häusern sind sehr positiv“, so Scholten. Deshalb werde es eine zweite Projektphase bis Februar 2015 geben. Die gewonnenen Erfahrungen und erprobten Instrumente sollen danach auf andere Kliniken übertragen werden.

Ein stationärer Krankenhausaufenthalt stellt Menschen mit Demenz vor große Herausforderungen. Sie fühlen sich von den komplexen Stationsabläufen häufig überfordert und es fällt ihnen schwer, den Sinn medizinischer Maßnahmen zu verstehen. Durch die unbekannte Umgebung sind sie beunruhigt und verängstigt. Da sie ihre Befindlichkeit nicht adäquat äußern können, ist häufig abwehrendes Verhalten die Folge. Insgesamt kann ein Klinikaufenthalt bei Menschen mit Demenz zu einer Verschlechterung ihres Zustands und zu einem weiteren Verlust von kognitiven und alltagspraktischen Fähigkeiten führen.

„Oft liegt bei der Einweisung älterer Menschen trotz relevanter kognitiver Einschränkungen noch keine Demenz-Diagnose vor oder sie wird nicht mitgeteilt. Das führt dazu, dass der tatsächliche Unterstützungsbedarf zunächst nicht erkannt wird“, erklärte Univ.-Prof. Dr. Andreas Fellgiebel, Leitender Oberarzt sowie Leiter der Demenzforschung an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz. Im Rahmen des Modellprojektes führte Prof. Fellgiebel eine Studie durch, die der Evaluierung eines Demenz-Screeningverfahrens diente. Bei Patientinnen und Patienten ab 70 Jahren wurde mit deren Einverständnis bei der Aufnahme ein kurzer Standardtest durchgeführt. „Wird bei diesem Screening mit dem 3-Wörter-Uhrentest eine kognitive Beeinträchtigung festgestellt, kann die medizinische und pflegerische Versorgung von Anfang an darauf abgestimmt werden“, so Prof. Fellgiebel. Von 1.368 Personen, die an dem Screening teilnahmen, wiesen 72,4 Prozent leichte und 17,6 Prozent sogar deutlich ausgeprägte kognitive Störungen auf. Die Ergebnisse untermauerten seine Überzeugung, dass sich Krankenhäuser bei der stationären Aufnahme auf die Identifikation der Gruppe älterer Patienten mit relevanten kognitiven Störungen stärker ausrichten müssten, so Prof. Fellgiebel. Damit könne der tatsächliche Unterstützungsbedarf besser abgeschätzt und eine adäquate Versorgung gewährleistet werden.

Für Ärztinnen und Ärzte sowie für die Pflegekräfte stellt sich der Umgang mit demenziell erkrankten Patientinnen und Patienten häufig als schwierig dar. Ein wichtiger Bestandteil des Projekts war daher, das Krankenhauspersonal zu schulen und für die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Demenz zu sensibilisieren. „Solche Qualifizierungsmaßnahmen wirken sich nicht nur positiv auf die Betroffenen, sondern auch auf die Arbeitszufriedenheit des Personals aus“, hob Dr. Krell hervor. Eine Befragung zeigte, dass sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Modellkliniken vor Durchführung der Qualifizierungsmaßnahmen eher unsicher im Umgang mit demenziell erkrankten Menschen fühlten. Nach der vierteiligen Schulung äußerten vor allem Pflegekräfte, dass sie ein besseres Bild der Erkrankung, gestiegenes Einfühlungsvermögen und eine größere Handlungssicherheit gewonnen hätten.

Besondere Bedeutung für eine gute Versorgung vor, während und nach dem Krankenhausaufenthalt kommt der Gestaltung der Kommunikationsprozesse im Aufnahme- und Entlassungsmanagement zu. Die Entwicklung dieses wichtigen Instrumentes umfasste auch die Vernetzung mit den Pflegestützpunkten, den Hausärztinnen und Hausärzten sowie den lokal ansässigen Demenznetzwerken.

 

Der Welt-Alzheimertag, der am 21. September begangen wird, steht in diesem Jahr unter dem Motto „Demenz – jeder kann etwas tun“. In diesem Sinne rief die Veranstaltung die Verantwortlichen der Krankenhäuser dazu auf, sich engagiert mit den besonderen Voraussetzungen und Bedürfnissen von Patientinnen und Patienten mit Demenz auseinanderzusetzen.

 

V.i.S.d.P. Dr. Matthias Krell, Geschäftsführer LZG

  

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