Andere psychische Erkrankungen und transdiagnostische Ansätze

Weiterentwicklung der transdiagnostischen psychodynamischen Online-Selbsthilfe "Kraft der eigenen Emotionen nutzen" (KEN-Online)

Emotionen beeinflussen unser Erleben und Verhalten. Dabei sind sie ein wesentlicher Leitfaden bei der Entscheidungsfindung und können helfen Bedürfnisse offen zu kommunizieren. Unterdrückte Emotionen können wiederum körperlich und seelisch zu einer Vielzahl von Problemen führen, weshalb das Wahrnehmen, Erkennen der Bedeutung und Kommunizieren von Emotionen bei psychischen Erkrankungen eine wichtige Rolle spielt. Das Online-Selbsthilfeprogramm „Kraft der eigenen Emotionen nutzen“ (KEN) setzt genau an dieser Stelle an. Es wurde von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin der Universitätsmedizin Mainz auf Basis des erfolgreichen, amerikanischen Selbsthilfebuchs von J. Frederick mit dem Titel "Living like you mean it" entwickelt, um Teilnehmenden den Umgang mit den eigenen Emotionen im Rahmen einer psychischen Erkrankung zu erleichtern. Mit Hilfe des Online-Selbsthilfeprogramms lernen die Teilnehmenden ihre Emotionen besser kennen, erfahren wo sie herkommen und wie sie diese ihren Mitmenschen adäquat kommunizieren können.

Ziel des laufenden Projekts ist die Weiterentwicklung des bereits bestehenden Online-Selbsthilfeprogramms KEN-Online. Hierbei steht vor allem die Verbesserung der Nutzungsfreundlichkeit im Vordergrund. Durch eine inhaltliche und designorientierte Überarbeitung soll das Programm ansprechender gestaltet sowie die Bedienung erleichtert werden. Der Entwicklungsprozess stützt sich dabei auf regelmäßige wissenschaftliche Befragungen zur allgemeinen Einstellung der Teilnehmenden gegenüber Online-Interventionen und der Teilnahmebereitschaft an KEN-Online als blended-treatment Ansatz in der stationären und teilstationären Psychotherapie.

Einschlusskriterien:

  • Patient*innen in stationärer und teilstationärer psychotherapeutischer Behandlung
  • Informierte Einwilligung zur Studienteilnahme

Ausschlusskriterien:

  • Kein privater Internetzugang

Projekthomepage

     

Entwicklung und Evaluation eines online- und App-basierten Tools zur individualisierten Return to Work Planung (RTW-Plan)

Nach dem Aufenthalt in einer Rehaklinik steht für Rehabilitand*innen der Übergang in den Alltag und in den Beruf an. In der Praxis ergeben sich häufig Schwierigkeiten beim Transfer erarbeiteten Veränderungsmöglichkeiten und Handlungspläne in den Alltag und Beruf. Dies gilt insbesondere für Rehabilitand*innen, die aufgrund ihrer arbeitsbezogenen Problemlage eine komplexere Planung für ihre berufliche Rückkehr benötigen. Aus unterschiedlichen Gründen erfahren einige Rehabilitand*innen bei der Rückkehr ins Arbeitsleben („Return to Work“ = RTW) keine ausreichende professionelle Unterstützung.

Mit RTW-Plan soll ein innovativer internetbasierter Ansatz in der Reha-Nachsorge Umsetzung finden, der den Fokus auf Planung, Monitoring, Feedback und Unterstützung bei der Rückkehr an den Arbeitsplatz lenkt. Dies könnte insbesondere für Personen hilfreich sein, die Unterstützung im Sinne einer Strukturierungshilfe benötigen. Bei Bedarf kann RTW-Plan mit dem bereits erfolgreich evaluierten Online-Nachsorgeprogramm GSA (Gesund und Stressfrei am Arbeitsplatz)-Online plus kombiniert werden. Mit GSA-Online plus können Rehabilitand*innen aus verschiedenen Indikationsbereichen, bei denen psychische Belastungen vorliegen oder Konflikte bei der Rückkehr an den Arbeitsplatz erwartet werden, eine psychotherapeutisch orientierte Nachsorge nutzen. Dadurch soll am Ende des Projekts ein abgestuftes Angebot vorliegen, das auf der Grundlage unterschiedlicher Bedarfslagen bei der Rückkehr an den Arbeitsplatz unterstützt. Im Rahmen der vorliegenden Studie wird das Angebot in mehreren Kooperationskliniken der Deutschen Rentenversicherung Bund eingesetzt und evaluiert.

Einschlusskriterien:

  • Rehabilitand*innen aus verschiedenen Indikationsbereichen, die nach einem Aufenthalt in einer Rehaklinik an einen Arbeitsplatz zurückkehren
  • Privaten ungestörten Internetzugang via Smartphone
  • Modernes Smartphone zur ausschließlich eigenen Nutzung

Ausschlusskriterien:

  • Negative Erwerbsprognose (Leistungsfähigkeit auf dem allg. Arbeitsmarkt unter 6 Stunden)
  • Keine oder eine um mehr als zwei Wochen verzögerte Rückkehr an einen Arbeitsplatz

Projekthomepage

     

Testen von Entspannung und Stressimmunisierung in virtuellen Umgebungen (VR)

Virtual Reality (VR) -Umgebungen und Head Mounted Devices (HMD) für immersive Erlebnisse sind nicht neu. Der technologische Fortschritt mit HMDs für eine breitere Zielgruppe hat sich jedoch innerhalb kürzester Zeit rasch weiterentwickelt. Ein starker Wettbewerb zwischen den Anbietern führt zu niedrigeren Preisen auf den Märkten, verbessert die Qualität von Geräten mit HD-Auflösungen und bietet einen besseren Tragekomfort für den täglichen Gebrauch. Viele Applikationen von verschiedenen Anbietern kommen auf die Märkte und App-Stores. Einige versprechen gesundheitliche Vorteile, ohne wissenschaftlich belegte Evidenzen vorzuweisen. Bisher wurden überwiegend Patientenstichproben untersucht, die eine Virtual-Reality-Expositionstherapie (VRET) anwenden. Insbesondere fand eine Anwendung bei bestimmten Phobien, Panikstörungen oder posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) statt. Es sind jedoch nicht viele empirische psychophysiologische Daten über gesunde Personen, die HMDs für virtuelle Umgebungen verwenden, den möglichen Anpassungsprozess bei wiederholter Anwendung, die neurologischen Auswirkungen dieses immersiven Stimulus (visuell / akustisch) oder die gesundheitsfördernden Wirkungen von VR-Interventionen, sind kaum verfügbar. Ziel ist es daher, die Auswirkungen einer standardisierten wiederholten VR-Exposition auf die Stressreaktivität und -entspannung bei gesunden Erwachsenen zu untersuchen, um ein effektives Stressresilienztraining zu fördern.

Einschlusskriterien:

  • männlich, zwischen 18 und 35 Jahren
  • keine psychische Störung
  • keine akute oder chronische Erkrankung (z. B. Diabetes)
  • keine Einnahme von Psychopharmaka
  • Keine Anwendung von Cortisonhaltigen Produkten (z. B. Asthma-Inhalator oder Cortison-Lotionen)
  • Keine Impfungen (innerhalb der letzten zwei Wochen vor dem Test bis Testende)
  • Geringer oder kein Zigarettenkonsum <= 9 Zigaretten pro Tag
  • Body Mass Index <27 kg / m²
  • Zustimmung zur Abgabe von Speichelproben
  • Zustimmung zur Messung der Herzfrequenz über ein mobiles 2-Kanal-EKG
  • Zustimmung zur Messung der Hautleitfähigkeit
  • Vereinbarung zur Anwendung einer Virtual-Reality-Intervention (visuell / akustisch)

Ausschlusskriterien:

  • Kognitive Probleme, die die Zustimmung zur Teilnahme verhindern
  • Diagnose von Epilepsie, Demenz oder anderen neurologischen Erkrankungen, die eine VR-Hard- / Software verhindern
  • Bestimmte Sehhilfen, die eine klare VR-Exposition verhindern (Ausnahmen sind niedrige Dioptrienwerte zwischen -1,0 / + 1,0, Kontaktlinsen oder Brillen, die eine VR-Brille ermöglichen)
  • Hohe Empfindlichkeit, erneut blinkendes Licht oder Bewegungen (z. B. Epilepsie)
  • Kürzlich Schlaganfallattacke erlitten
  • Herz-Kreislauf-, Lungen- oder Blutkrankheiten
  • Transplantationspatient
  • Patient mit Atemschutzgerät oder anderem Atemgerät
  • Jüngste Augen-, Gesichts-, Kopf- oder Nackenverletzungen, die eine bequeme Verwendung der VR-Brille verhindern würden
  • Unzureichende Deutschkenntnisse zur Beantwortung der Fragebögen

Link zur Projekthomepage

Einfluss der Stoffwechsellage auf sensorische Filterprozesse und Aufmerksamkeit

Neurowissenschaftliche Studien legen eine Wechselbeziehung zwischen der Stoffwechsellage und exzitatorischer synaptischer Transmission im Gehirn nahe, welche hohe Relevanz für die Behandlung psychiatrischer Erkrankungen wie z.B. der Schizophrenie haben könnte. Tierexperimentell konnte gezeigt werden, dass eine erhöhte synaptische Konzentration von Lysophosphatidsäure (LPA), eines bioaktiven Phospholipids, zur Steigerung kortikaler Netzwerkaktivität, Reduktion sensorischer Filterprozesse und einer Störung der Stressverarbeitung führt (Vogt et al. EMBO Mol Med [2016] 8: 25–38). Diese Studie untersucht den Einfluss des Fettsäurestoffwechsels (LPA) unter Nahrungskarenz auf kortikale Erregbarkeit, sensorische Filterprozesse und Aufmerksamkeit bei gesunden Probanden. Ziel ist die Identifikation systemphysiologisch relevanter Mechanismen psychiatrischer Erkrankungen, die einer pharmakologischen Modulation bioaktiver Lipidsignalwege oder dietätischen Interventionen zugänglich sind.

LifeStress Studie

Die LifeStress Studie verfolgt das Ziel, mehr über die Stressoren des täglichen Lebens, sogenannter Mikrostressoren oder ‚daily hassles‘ in Zusammenhang mit psychischen Prozessen sowie kardiologischen Parametern zu erfahren. Um längsschnittlich Veränderungen über die Zeit erfassen zu können, nehmen gesunde Probanden und Probandinnen bis zu vier Mal in einem Abstand von jeweils 6 Monaten an einer EMA (Ecological Momentary Assessment) Erhebung teil. Die Teilnehmenden werden hierbei über einen Zeitraum von 7 Tagen mittels eines Smartphones unmittelbar in ihrem Alltag befragt. Hierbei werden ihnen kurze Fragen zum Auftreten von Mikrostressoren, der damit einhergehenden subjektiven Belastung sowie zu weiterem Erleben und Verhalten wie der momentanen Stimmung und angewandten Emotionsregulationsstrategien präsentiert. Darüber hinaus tragen die Probanden und Probandinnen während der Erhebungswoche einen EKG-Brustgurt zur kontinuierlichen Messung von kardiologischen Veränderungen (z.B. Herzrate und Herzratenvariabilität). Zu Beginn und zum Abschluss der Erhebungswoche erfolgt jeweils ein Labortermin mit einer Erhebung ausgewählter Selbstberichts-Maße (z.B. psychische Gesundheit).

Einschlusskriterien:

  • Alter von 18 bis 65 Jahre
  • Teilnahme an der MARP oder LORA Studie
  • Einwilligungsfähigkeit
  • ausreichende Deutschkenntnisse in Wort und Schrift
  • Kenntnisse über die Bedienung eines Smartphones
  • keine körperlichen oder geistigen Einschränkungen, die einer Bedienung des Smartphones entgegenstehen (z.B. unkorrigierte visuelle Beeinträchtigungen)
  • durchschnittlicher Alkoholkonsum von weniger als 15 Standardgläser pro Woche
  • kein Konsum illegaler Drogen

Ausschlusskriterien

  • Kein Alltag im Studienzeitraum (z.B. größere Reisen)
  • psychische, neurologische oder kardiovaskuläre Erkrankungen in der Anamnese oder Medikamenteneinnahme aufgrund solcher Erkrankungen (laut Selbstauskunft)

CARROT - Korrelate und Moderatoren in der Beziehung zwischen Stress und dem Ernährungsverhalten

Bei der CARROT-Studie handelt es sich um eine umfangreiche und moderne ambulatorische Erhebung (EMA = ecological momentary assessment), die die Beziehung zwischen Stress und dem Ernährungsverhalten untersucht. Dabei wird der Einfluss von verschiedenen Nahrungsmittelgruppen näher betrachtet. Neben den psychologischen Einflussfaktoren interessieren uns auch unterliegende physiologische Prozesse, z. B. inwiefern sich der Blutzuckerspiegel oder die Herzrate verändert. Die Erhebung dauert 10 Tage und findet unmittelbar im Alltag statt. Hierzu erhalten Proband:innen ein Smartphone, mit dem sie an sechs zufälligen Zeitpunkten pro Tag ihr Ernährungsverhalten im Alltag erfassen und einige kurze Fragen zu Ihrem Befinden beantworten. Darüber hinaus erfassen wir mittels eines unauffälligen, schmalen EKG-Brustgurtes die Herzrate und mittels eines ambulanten Blutzuckermessgeräts kontinuierlich den Blutzuckerspiegel (Dexcom Mobile G6). Die CARROT-Studie möchte letztendlich Faktoren und Verhaltensweisen identifizieren, die zu einem gesunden Lebensstil sowie zu geistiger und körperlicher Gesundheit beitragen.

Einschlusskriterien:

Volljährigkeit bis 65 Jahre sowie Kenntnisse über die Bedienung eines Smartphones und ausreichende Deutschkenntnisse in Wort und Schrift. Außerdem 18 ≤ BMI ≤ 25.

Ausschlusskriterien:

Diagnostizierte Essstörung, Diabeteserkrankung oder andere psychische, neurologische oder kardiovaskuläre Erkrankungen in der Anamnese oder Medikamenteneinnahme aufgrund solcher Erkrankungen (laut Selbstauskunft der potenziellen Proband:innen). Weiterhin Konsum von Betäubungsmitteln, Fehlen einer unterschriebenen Einwilligungserklärung, sowie ein positiver Schwangerschaftstest.

Um weitere Informationen zu erhalten, kontaktieren Sie bitte unter Angabe der jeweiligen Studie die allgemeine Emailadresse des Studienzentrums:
 SPE@unimedizin-mainz.de

Universitätsmedizin Mainz
Studienzentrum Psychische Erkrankungen
Untere Zahlbacher Str. 8
55131 Mainz